Erzählsteine
Wie ein Stein zur Bürgerstraßenschulsteinschlange kam ...
In einem fernen Land weit im Norden
waren die Berge so hoch,
dass sie bis ins Blau hineinragten.
Der höchste Berg hatte eine stolze Felskrone.
Doch eines Tages brach sie ab und donnerte ins Tal.
Dort lag der Felsen eine halbe Ewigkeit lang
bis die Eiszeit kam.
Eis und Schnee bedeckten das ganze Land
und nahmen alles mit auf eine lange, lange Reise.
Auch den mächtigen Felsen.
Der Gletscher schob den Felsen bis zum Horizont
und dann weiter bis zum nächsten Horizont.
Die Reise im Eis dauerte eine ganze Ewigkeit.
Endstation war der Harz.
Da kam der Gletscher einfach nicht mehr weiter.
Das Eis schmolz.
Riesige Mücken, noch größere Schnecken,
seltsame Fische und Saurier lebten damals.
Einmal trottete ein Dino vorbei.
Der behielt den Felsen in keiner guten Erinnerung, denn…
EinmalkameinDinoverträumtdaher:
AUA!schriederdengroßenOnkelgestoßen
wütendrumgebrülltzugeschnapptZahnausgebissen
dooferSteindahebichdochmeinBein.
Es kam eine Zeit, da regnete es ohne Unterlass.
Erst stand dem Felsen das Wasser bis zur Oberkante.
Dann tauchte er vollends unter.
Er lag so lange in dem Fluß,
dass er zu einem Wasserstein wurde.
Die Riesen, die in den Höhlen im Harz hausten,
nahmen solche Wassersteine
und steckten sie in ihre Taschen,
wenn sie spazieren gingen.
Bekamen sie unterwegs Durst,
dann brauchten sie die Wassersteine
nur mit der Hand zu quetschen und schon tropfte
köstliches Wasser aus dem Stein.
Als die Menschen kamen, bauten sie mit dem Felsen
eine große Mauer um ihre Stadt.
Aber es dauerte nicht lange, da kamen andere Menschen
und machten die Mauer wieder kaputt.
Für die nächsten fünfhundert Jahre lag der Felsen einfach nur so rum.
Manchmal kamen Kinder und spielten hinter ihm Verstecken,
oder sie kletterten auf ihn und genossen die Aussicht.
Plötzlich gab es eine gewaltige Explosion.
Der Felsen wurde in tausend Stücke gesprengt.
Neulich grub ich im Garten ein tiefes Loch.
Dabei fand ich ein Stückchen von dem Felsen
und brachte ich ihn in die Grundschule Bürgerstraße.
Dort sammeln sich gerade viele bunte Steine.
Erkennst Du den Stein in der Steinschlange?
Tanja Fingerhut
Der Findling
Mich gibt es nicht zum Anfassen. Dafür wurde ich entdeckt und gemalt. Meine Heimat ist ein Waldbach, der über große Felsen und kantige Steine plätschert. Dort liege ich verborgen in einem kleinen Wasserbecken und kristallklares, frisches Wasser fließt immerzu über mich hinweg. Das Wasser erzählt mir ganz viel über das Leben und ich bewahre alles wie ein Geheimnis in mir verborgen.
Einmal aber kam ein junger Mann und hat mich vorsichtig aus dem Wasser geholt. Er hat mich behutsam in seine Hand gelegt und mich ganz freundlich angesehen. Mit seinen Augen hat er eine seltsame Bitte an mich gestellt: "Sage mir, weshalb ich Dich gefunden habe?"
Nun wusste ich von dem Wasser, dass der junge Mann vor langer Zeit viel an dem Bach gespielt hat. Er hat Staudämme gebaut, Rindenschiffe auf Reisen geschickt und sich an heißen Tagen in ihm erfrischt. An dem Bach ging es ihm immer richtig gut und er war glücklich unter den hohen Bäumen mit ihren silbergrauen Stämmen und kräftigen Wurzeln. Besonders gerne hörte er den Klängen des Wassers zu, wenn dieses über die vielen Steine sprudelte oder das weiche Moos streifte. Dann wurde er ganz wach, hörte das Zwitschern der Vögel, das Summen der Insekten und das Rascheln der Blätter in den Wipfeln der Bäume. Er sah das saftige Grün der Gräser, das Glitzern des Lichtes im Wasser und den blauen Himmel über sich. Er holte tief Luft und der Geruch von Erde, Blüten und Laub wehte durch ihn hindurch. Eine tiefe Ruhe breitete sich in ihm aus und plötzlich gab es nur noch Lebendigkeit, in ihm und um ihn herum.
An all das habe ich mich erinnert und ich schickte dem jungen Mann meine Antwort: "Ich habe vom Wasser des Lebens getrunken!"
von Erich Münch-Krause